Holz altern lassen – Mit diesen Tricks funktioniert es


Altes Holz, Treibholz und Paletten erhalten immer mehr Einzug in unsere Wohnungen. Da es aber gar nicht so viel Altholz gibt, wie oft gebraucht wird, ist es auf dem Markt sehr knapp. Aber das macht nichts, denn mit bestimmten Techniken lasst sich neues Holz optisch zum Altholz machen. Und wie das geht, wollen wir dir in diesem Artikel zeigen.

Holz mit mechanischer Bearbeitung altern

Wenn du Holz altern lassen willst, dann steht die mechanische Bearbeitung am Anfang. Aber vorsichtig, es ist nicht immer ratsam alle mechanische Varianten gleichzeitig anzuwenden. Überlege dir deshalb am Anfang, welches Altholz du imitieren willst.

Eine sonnenverbrannte Diele eines Stadels zum Beispiel wird klare Kanten und wenig Holzverletzungen haben. Ein handgehauener Balken hingegen wird viele Spuren von der Bearbeitung haben. Und ein Treibholz wird von Steinen, Wasser und der Witterung extrem bearbeitet sein.

Im Prinzip lassen sich aber alle diese natürlichen Abnutzungen mit den richtigen Werkzeugen künstlich erzeugen.

Dazu benötigst du folgende Werkzeuge und Hilfsmittel:

Verschiedene Bürsten für Hand oder Bohrmaschine

So bearbeitest du die Holzoberfläche mechanisch

Es gibt drei Verfahren mit denen du das Holz mechanisch altern kannst. Mit Bürsten kannst du die Oberfläche bearbeiten, mit Schleifen lassen sich Kanten runden und mit Hammer, Kette und Steine werden punktuelle Beschädigungen erzeugt

Das Holz mit Bürsten bearbeiten

Mit Bürsten – egal ob per Hand oder mit der Bohrmaschine – lässt sich die Holzoberfläche gut verändern.
Bürste solange in Maserrichtung über das Holz, bis schöne Rillen im Holz entstehen. Diese Rillen werden dadurch erzeugt, dass die weichen Teile aus dem Holz entfernt werden.
In der Natur macht diese Aufgabe die Witterung. So bekommt die Oberfläche ein Relief, wie es bei verwitterten Brettern üblich ist.

Gebürstete Holzoberfläche

Oberflächen und Kanten schleifen

In der Natur wird Altholz von Wasser geschliffen. Das kann Regen, ein Fluss oder ein See sein. Schleife deshalb die Oberfläche deines Brettes ebenfalls glatt, aber nur soviel, dass die Struktur vom Bürsten immer noch spürbar bleibt. Möchtest du bei deinem Holz einen Schwemmholz-Charakter haben, dann runde noch alle Kanten stark ab. Nimm dafür entweder eine Schleifmaschine oder Feilen und Raspeln.

Gezielte mechanische Schläge setzen

Treibholz oder handbehauenes Holz hat in seiner Struktur viele Beschädigungen durch Steine oder Werkzeuge erlitten. Wenn du diese Optik imitieren möchtest, kannst du dies mit einer Kette oder einen Hammer machen. Schlage damit gezielt auf die Holzoberfläche ein.

Damit die „Macken“ dann natürlich wirken, legst du das Brett auf Schrauben, Steine und/oder Kies und steigst und hüpfst auf dem Holz herum. So erhältst du dann eine ungleichmäßige und somit natürlich beschädigte Holzoberfläche.

Holz durch abflammen altern lassen

Holz abzuflammen ist keine neue Technik. Gerade in Japan werden seit Jahrhunderten Holzfassaden geflammt. In erster Linie wird dies nicht aus optischen Gründen, sondern aus bautechnischen Gründen angewendet.
Denn das Holz ist nachdem Abflammen witterungsbeständiger und besser geschützt gegen Insektenbefall.
Geflammte und geölte Eiche

In Japan hat diese Technik auch einen eigenen Namen – Yakisugi. Dieser Name bedeutet in etwa gegrillte (Yaki) Zeder (Sugi).
Und auch wenn die Optik in erster Linie eine untergeordnete Rolle bei dieser Technik spielt, können wir diese Technik perfekt für unser Projekt „Holz altern lassen“ benutzen. Denn gezielt abgeflammtes Holz, passt wunderbar zum Altholz-Charakter.

Holz abflammen - so wird es gemacht

Holz abflammen ist keine schwere und gefährliche Arbeit, wenn das richtige Werkzeug genutzt wird und die nötigen Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden.

Folgendes Werkzeug wird benötigt

Links zu den Materialien

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Lötkoffer mit verschiedenen Aufsätzen

Sicherheitsvorkehrungen beim Abflammen von Holz

Das Holz und Feuer mit Vorsicht zu genießen ist, dürfte jedem bekannt sein. Sorge deshalb dafür, dass du Löschwasser – oder besser einen Feuerlöscher griffbereit hast. Zudem rate ich dir dringlichst das Abflammen im Freien fernab von brennbaren Stoffen zu bewerkstelligen.
 
Normal fängt das Holz beim Abflammen nicht sofort zum Brennen an, sondern wird nur oberflächlich schwarz. Aber ab und zu glüht es an einer Stelle etwas länger. Dafür ist dann das Wasser zum Löschen geeignet. Denn wir wollen das Holz ja nicht zur Kohle verarbeiten.

Größere Gefahren entstehen beim Holz mit dem Feuer normal nicht. Anders sieht es mit Gasflasche und Lötlampe aus.
  • Versichere dich, dass nirgends an den Geräten Gas ausströmt, wo es nicht soll 
  • Benutze das Abflammgerät nur in Verbindung mit Druckregler und Rückschlagventil (ist normal ein Bauteil)
  • Kontrolliere den Schlauch auf Bruch und Sprödigkeit und tausche bei ihn bei Bedarf aus
  • Kontrolliere, dass alle Verschraubungen angezogen sind

Das Holz kontrolliert verkohlen und auf alt trimmen

  1. Zünde den Brenner an und flamme das Holz ab, bis es überall schwarz ist.
  2. Bürste anschließend das verkohlte Holz mit der Messingbürste ab. Du wirst sehen, dass sich die weichen Holzfaser entfernen lassen. So bekommst du die typische Struktur von Altholz.
  3. Zwischendurch reinigst du das Holz immer wieder mit Spiritus und/oder Wasser.
  4. Danach kannst du das Holz noch mit dem Schleifschwamm fein schleifen.
  5. Die Schritte zwei bis vier werden so oft wiederholt, bis du das gewünschte Ergebnis erreicht hast.
  6. Wenn du das Holz nicht mehr weiter mit Beizen bearbeiten willst, kannst du auch gleich Erdnussöl oder ein anderes Holzöl ins Holz einmassieren.

Ich persönlich verwende diese Methode gerne für Hölzer, die mit Lebensmittel in Kontakt kommen. Es schaut gut aus, ist absolut ungiftig. Und im Gegensatz zu Beizen ist die Oberfläche farbecht und nutzt sich bei Belastung weniger ab.

Holz durch Beizen altern lassen

Altholzregal mit Beize bearbeitet

Eine gute Möglichkeit um frisches Holz altern zu lassen ist die Verwendung von Beize. Um gute Ergebnisse zu erzielen, darfst du nicht nur eine Beize verwenden, denn Altholz hat nie eine gleichmäßige Farbe. Für einen perfekten alten Look benötigst du verschiedene Braun-, Schwarz- und Grautöne.

Welche Arten von Beizen eignen sich für Altholz

Das Beizen von Holz lässt sich grob in zwei Kategorien einteilen. Du kannst Beizen fertig im Farbhandel kaufen, entweder als Pulver oder in bereits angemischten Behältern. Vorteil dieser Beizen ist, dass du eine sehr große Farbauswahl hast. Da wir für Altholz aber nur Braun, Grau und Schwarz benötigen, ist die Auswahl aber überschaubar.
 
Die zweite Kategorie sind Beizen, die sich aus pflanzlichen oder alltagstauglichen Zutaten herstellen. Dazu gehören viele Lebensmittel, wie Rote Beete, Blaukraut oder Kaffee. Auch aus Kastanien, Walnussschalen und Essig lassen sich gute Beizen herstellen.

Für den Altholzcharakter reichen mir eine Kaffeebeize und eine Essig/Eisen-Beize aber völlig aus. Während die Kaffeebeize nichts anders ist, als Kaffeepulver mit Wasser, ist die Hertellung der Eisen/Essig-Beize mit etwas Aufwand verbunden.

Kaffee-, Essig/Eisen- und Pulverbeize

So stellst du dir eine Essig/Eisen-Beize selber her

Folgende Zutaten benötigst du für die Beize

Links zu den Materialien

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Um die Essig-Stahlwolle Beize herzustellen, gibst du ein kleines Stück von der Stahlwolle in ein Glas und gießt soviel von dem Essig dazu, bis die Stahlwolle gut bedeckt ist.

Anschließend lässt du das Glas mindestens eine Nacht lang stehen. Die Stahlwolle wird sich mit der Zeit im Essig auflösen und wandelt sich in eine Beize um.

Essig/Stahlwolle Beize

Verschiedene Ergebnisse je nach Holzart

Die angemischten Beizen trägst du am besten mit einem Pinsel auf das Holz auf. Aber vorsichtig die Beizen reagieren mit den verschiedenen Hölzern völlig unterschiedlich.
 
Unten im Bild habe ich eine Versuchsreihe gestartet, um dir zu zeigen, wie die unterschiedlichen Beizen wirken.
Fichte, Esche, Robinie und Eiche gebeizt (v.o.)

Die Hölzer sind von oben Fichte, Esche, Robinie und Eiche. Die Hölzer wurden in vier Segmente aufgeteilt.

Ganz links wurde die Essig-Stahlwolle-Beize angewendet. Danach folgen eine dunkelgraue Pulverbeize, eine hellgraue Pulverbeize und zu guter Letzt eine Kaffeebeize. An der Stelle, an der die Schrift ist, ist das jeweilige Holz unbehandelt.

Die richtige Beize auswählen

Essig-Stahlwolle-Beize

Die Essig-Stahlwolle Beize reagiert sehr stark mit Gerbsäure in den Hölzern. Prinzipiell hat zwar jedes Holz Gerbsäure, aber für die Reaktion spielt die Menge eine Rolle. Deshalb wird die Beize bei Hölzern mit viel Gerbsäure, wie Eiche, Robinie oder Nussbaum, nahezu schwarz.

Bei Hölzern mit weniger Gerbsäure, wie viele Nadelhölzer oder Esche, wird die Beize eher grau, was wir ja erreichen wollen.

Ist dir das Grau zu hell, kannst du probieren noch Gerbsäure vor dem Beizen dem Holz hinzu zugeben. Das funktioniert mit schwarzen Tee, denn dieser enthält auch Gerbsäure.

Fazit:

Essig-Stahlwolle schafft einen Altholz-Look bei Hölzern mit wenig Gerbsäure

Pulver- und Fertigbeizen

Bei Pulver- oder Fertigbeizen spielt die Gerbsäure hingegen kaum eine Rolle. Hier ist eher ein Ausprobieren angesagt, da das Endergebnis stark von der Grundfarbe des Holzes abhängt. Bei hellen Hölzern wird eher eine wässerige Lösung benötigt, während bei dunklen Holz die Mischung kräftiger sein muss.

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Pulverbeizen werden mit Wasser oder Spiritus angemischt

Zusätzlich kannst du das Holz vor dem Auftragen noch Wässern. Dadurch wird das Farbbild gleichmäßiger.

Fazit:

Bei Pulver- und Fertigbeizen geht probieren an einem Abfallstück über studieren

Beizen aus natürlichen Stoffen

Zu den natürlichen Beizen lässt sich prinzipiell sagen, dass sie auf hellen Nadel- und Laubhölzer die schönsten Ergebnisse ergeben. Da erhältst du ein gräulich braunes Altholzmuster. Aber auch hier gilt, wie bei den Fertigbeizen, probiere es vorher an einem Reststück aus.

Wie du einen perfekten Altholzlook bekommst

Wie du wahrscheinlich gemerkt hast, hat das Altern von Holz viel mit Probieren zu tun. Deshalb versuche dich an Reststücken und traue dich die verschiedenen Techniken zu vermischen. Behandel dein Holzstück mechanisch, mit Beizen und Feuer. Und du wirst sehen, du kommst schnell zu guten Ergebnissen.
Behandel dein Holzstück mechanisch, mit Beizen und Feuer. Und du wirst sehen, du kommst schnell zu guten Ergebnissen. Und das wichtigste ist, es gibt keine allgemeine „Altholzfarbe“ jedes Stück Holz altert anders. Deshalb ist es auch bei der künstlichen Methode nicht schlimm, wenn dein Altholz anders aussieht als du es dir ausgedacht hast.
Altholz Tisch gefertigt von Woodstoneart