Woodstoneart fragt…Gedrechselte Unikate antwortet


Woodstoneart fragt” ist die bekannte und beliebte Kategorie auf unserem Blog, in der andere Künstler und Kollegen ihre Arbeit und Kunstwerke vorstellen können.

In der heutigen Ausgabe fragen wir den Drechsler Franz Zetzl von Gedrechselte Unikate aus Parkstein.

Franz Zetzl kam über Umwege zu den gedrechselten Stiften

Servus Franz, danke das dir Zeit nimmst für das Interview von Woodstoneart. Du bist ja in der Szene recht bekannt für deine wunderschönen Stifte. Magst du uns erzählen, wie du dazu gekommen bist?

Ja natürlich bin ich bereit euch an meiner Geschichte teilhaben zu lassen – aber die ist ziemlich lang.

Ich hatte mir zum Zeitvertreib – und vor allem als Abwechslung zum Alltagsjob – eine Drechselbank gekauft. Zunächst fertigte ich Teller, Schüsseln und Dosen für den Heimgebrauch an.

Irgendwann  hatte ich die Idee für meinen Oldtimer, VW Käfer Cabrio Baujahr 1970, einen Schaltknauf aus Holz anzufertigen. Gesagt – getan. Nun als dieser in „Betrieb“ war und schon einige Touren hinter sich hatte, war ich einmal ohne jegliches elektronische Gerät und ohne Uhr unterwegs. Ich wusste nicht welche Uhrzeit war und dann ist mir eingefallen, ich könnte doch einen Schaltknauf mit einer Einsteckuhr fertigen.

Ebenfalls gesagt – getan. Diesen postet ich voller Stolz in Facebook und siehe da, die Käferszene war begeistert und ich durfte etliche Schaltknäufe für diverse Oldtimer auf Bestellung drechseln. Schon war die Idee geboren, ein Nebengewerbe anzumelden

Nach ca. 1 Jahr besorgte ich mir das Werkzeug für Schreibgeräte und fertigte meine ersten Kugelschreiber. Und diese Welt hat mich so fasziniert, dass ich auf eine Präzision Tisch-Drechselbank umgestiegen bin, die große verkauft habe und seither mich größtenteils auf die Schreibgeräte konzentriere.

Wie viel Modelle hast du zur Auswahl und was ist der wertvollste Stift in deinem Sortiment?

Aktuell habe ich knapp 80 verschiedene Modelle, wobei es bei diesen Modellen auch wiederum diverse Varianten gibt, was die Farbe angeht. Wenn man das auch noch mit dazu zählt, sind es knapp über 300 Varianten.

Franz Zetzl hat unzählige Modelle im Sortiment

Das wertvollste Schreibgerät meiner aktuellen Laufbahn ist der Mooreiche-Füller mit Echtgoldfeder. Das Holz ist nachweislich laut vorliegendem Gutachten 4000 Jahre alt. Stammt somit aus dem Jahre 2000 v. Chr.

Davon fertigte ich insgesamt 3 Stück an. Ein Exemplar steht noch zum Verkauf

Was war dein schönster Auftrag den du fertigen durftest?

Da gibt es viele. Aber es gibt auch bewegende Momente, wo eine Mutter auf mich zukam da Ihr Sohn sich gerne mit einem Nassrasierer rasieren würde, jedoch aufgrund eines großen Handicaps an beiden Armen nicht in der Lage war, sich mit Standard-Nassrasierern zu rasieren.

Somit fertige ich einen Spezialrasierer mit ca. 25 cm langem Stiel an. Ich war froh einem Menschen helfen zu können und fertigte diesen auch ohne Gegenleistung.

Du bietest ja nicht nur Holzstifte an, sondern verwendest ja ganz ausgefallene Materialien. Wie ist es zu dieser Idee gekommen?

Vor einigen Jahren wurde ich durch Zufall auf Andreas Haas über Facebook aufmerksam. Er fertigte Penblanks – also fertige Stücke für Schreibgeräte aus diversen Materialien. Uns beide faszinierte was man alles machen kann und wir bauten dies immer weiter aus, tauschten uns aus was geht und was nicht geht.
Füller mit eingelassenen Uhr-Zahnräder

Posteten eifrig unsere neuen „Erfindungen“ und bekamen sehr viel Zuspruch von allen Seiten. Die Materialien sind zum Beispiel Papier, Mais, Nüsse, Zahnrädchen aus alten Armbanduhren, Abalonen – kurz gesagt unzählige verschiedene Dinge.

Auch die Leute treten an uns heran und möchten Schreibgeräte aus den Haaren ihrer Hunde oder Pferde. All dies haben wir bereits gefertigt.

Andreas Haas und mich verbindet die Lust, permanent neues zu machen. Wir sind seit einigen Jahren sozusagen Geschäftspartner. Er wohnt bei Koblenz und ich in der Oberpfalz. Uns trennen ca. 600km und noch nie hatten wir die Möglichkeit und die Hände zu reichen. Aber Internet machts eben möglich.

Hast du schon weitere Materialzusammensetzungen im Kopf? Auf was dürfen wir uns in nächster Zeit freuen?

Im Kopf haben wir sehr vieles, aber es muss auch umsetzbar sein. Nicht alle Materialien funktionieren und man zahlt auch teilweise viel Lehrgeld. (Gehört dazu).

Aktuell bin ich dran, einige Pfeffermühlen aus echten Pfefferkörnern zu fertigen. Ein totaler Hingucker.

Gibt es ein Material das du mal gerne auf der Drechselmaschine hättest um einen Stift daraus zu machen?

Ja das gibt’s. Aber es ist unmöglich. Ich wohne ja in Parkstein am schönsten Basaltkegel Europas. Wenn ich den „Pakrstein-Füller“ fertigen könnte wäre ich der stolzeste Mensch. 

Aber aus dem Vulkanstein ist nichts zu machen.

Franz vor seiner Drechselmaschine

Viel Geld habe ich bereits investiert um eine Bohrung in die Steine zu setzen aber es ist trotz bestem Diamant nicht möglich – wird ein Traum bleiben.

Wie schaut es bei dir in der Werkstatt aus? Hast du viele Maschinen und Werkzeuge? Oder beschränkt es sich bei dir auf die Drechselbank?

Wie schaut es bei dir in der Werkstatt aus? Hast du viele Maschinen und Werkzeuge? Oder beschränkt es sich bei dir auf die Drechselbank?

Wenn jemand meine Werkstatt sieht dann ist er sehr erstaunt.

Sie beläuft sich auf ca. 2,4 x 2,4 Meter mitten unter der Garage. Es war ja vorab alles nicht geplant und ich konnte auch nicht erahnen, was sich daraus entwickeln wird.

Wenn zwei Personen in der Werkstatt stehen, dann passt auch keine dritte mehr hinein.

Auf diesem kleinen Raum befinden sich Absauganlage, Drechselbank, zwei Werkbänke – eine davon mit unzähligen Schüben für die Schreibgeräte, eine Bandsäge, eine Schleifmaschine und Wandschränke.

Franz' Leitspruch ist: „Qualität ist – wenn der Kunde zurückkommt – nicht die Ware“

Du bist ja auch auf vielen Märkten vertreten und reist da ja auch viel herum. Gehört es für dich zu deinem Geschäft dazu, den Leuten die Ware vor Ort zu präsentieren?

Ja unbedingt – das ist auch für die Interessenten die Gelegenheit meine Schreibgeräte vor Ort in die Hand zu nehmen und zu fühlen. Jedes Schreibgerät liegt anders in der Hand, jedes hat ein anderes Gewicht. Und man kann sich vor allem auch von der Qualität überzeugen. Qualität ist für mich das allerwichtigste. Gemäß dem Leitspruch: „Qualität ist – wenn der Kunde zurückkommt – nicht die Ware.

Du bietest ja auch gelegentliche andere Drechslereien als Stifte an. Spielst du mit den Gedanken dein Sortiment zu vergrößern oder soll Stift und Füller dein Markenzeichen bleiben?

Mein Markenzeichen bleiben die Schreibgeräte. Kleine andere Accessoires führe ich auch noch im Sortiment – das gehört einfach dazu.

 

Franz bietet auch andere gedrechselte Sachen an

Kleinserien für Firmen als perfektes Werbegeschenk

Gerade Stifte eignen sich ja perfekt als Firmen- bzw. hochwertige Werbegeschenke. Bietest du für Unternehmen auch Kleinserien an, die sie dann an Kunden und Mitarbeiter vergeben können?

Ja das fokussiere ich natürlich auch stark an. Einige Aufträge mit 30 oder auch mal 50 Stück des gleichen Modells habe ich schon angefertigt. Dies sind eben hochwertige Geschenke für Stammkunden, Geschäftspartner oder Mitarbeiter.
Hochwertige Geschenke für Mitarbeiter und Kunden

Viele sind auch auf der Suche nach hochwertigeren und vor allem auch nachhaltigen Geschenken. Bayrisch gesagt „Weg vom Fresskorb und Wein“ und hin zu etwas einzigartigem – einem Unikat!

Diese Serien bedürfen natürlich auch einiges an Vorlaufzeit. Wie ich schon erwähnte – nur 100%ige Qualität verlässt meine Werkstatt in Richtung Kunden.

Dabei ist es mir völlig gleichgültig ob es ein Kugelschreiber für 25 Euro oder ein Füller für 300 Euro ist. Für Weihnachtsgeschenke kann ich die Aufträge voraussichtlich bis Ende Oktober bis Anfang November annehmen, danach wird’s wahrscheinlich zu knapp – kommt auf die Menge an.

Wo siehst du dich in 10 Jahren? Hast du vor dich mit deinen gedrechselten Unikaten irgendwann komplett selbständig zu machen oder bist du mit dem Nebengewerbe voll zufrieden?

Man sollte zufrieden sein mit dem was man nebenbei machen kann. Ich strebe es nicht an, mich selbständig zu machen. Aber wer weiß – eventuell mal die Arbeitszeit im Haujob zu verringern ist denkbar.

Vielen Dank Franz, dass du dir etwas Zeit für unsere Fragen genommen hast. Wir wünschen dir weiterhin viel Freude und Erfolg mit deiner Holzkunst.